Protein-Power aus Pflanzenkraft
Neben Fleisch und Milch rücken pflanzliche Alternativen immer mehr in den Fokus der Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine Podiumsdiskussion auf der Grünen Woche griff das Thema auf.
Wenn es nach Dr. Alexander Stephan geht, ist die Zukunft der Ernährung pflanzlich. Der Berater beschäftigt sich mit Innovationen in der Lebensmittelbranche, vor allem mit alternativen Eiweißquellen. Dazu gehören Pilze und Hülsenfrüchte ebenso wie Ölsaaten, Algen oder Insekten. Diese Rohstoffe ermöglichten eine nachhaltige, kreislauforientierte Produktion. Sie erfüllten ethische Anforderungen ebenso wie gesundheitliche, argumentierte er bei einer Podiumsdiskussion auf dem Erlebnisbauernhof am Montag, 20. Januar 2025.
Ferment im Trend
Allerdings seien noch viele Fragen offen: Sind die Produkte ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt? Welche Kulturen eignen sich für die heimische Landwirtschaft? Gleichzeitig lohnt sich ein Blick ins Ausland. In Asien seit Jahrhunderten bewährte Verfahren wie die Fermentation lieferten neue Ansätze für die Entwicklung neuer Produkte. Ein Beispiel von der Grünen Woche: Die Esencia Foods UG stellt währen der Startup Days am 21. und 22. Januar 2025 in Halle 27 veganes Fleisch und veganen Fisch aus Myzel vor – ein durch Fermentation gewonnenes Pilzprotein.
Preislücken schließen
Alexander Liedke, verantwortlich für die CSR-Strategie im Einkauf bei Lidl, berichtete, dass der Preisunterschied zwischen tierischen und pflanzlichen Produkten beim Discounter weitgehend aufgehoben sei. So koste ein veganes Burger-Patty in etwa so viel wie eines aus Fleisch. Das lässt den Kundinnen und Kunden die Wahl. Neben veganen Alternativen, darunter auch Ungewöhnliches wie Kaviar und Spare Ribs, wurde bei der Sortimentsgestaltung verstärkt auf artgerechte Tierhaltung und mehr Vollkornprodukte geachtet, orientiert an der „planetaren Grenzernährung“, also einer klimaschonenden Ernährungsweise.
Klassiker neu interpretiert
Professorin Dr. Ute Weisz, Leiterin des Fachgebiets Pflanzeneiweiß und Pflanzenernährung an der Technischen Universität München, beobachtet derzeit eine zunehmende Fokussierung auf den Nährstoffgehalt pflanzlicher Produkte und eine schonende Verarbeitung. Milch und Fleisch hätten eine deutlich höhere Proteinqualität als pflanzliche Alternativen. Um vegane Proteine bekömmlich zu machen, sei oft eine starke Verarbeitung notwendig. Zur Verkostung reichte Michael Wendland vom Käseproduzenten Alpenhain einen veganen Obatzda seiner Marke Pflanzenkraft, der in seiner Textur tatsächlich an Camembertcreme erinnert. Der „Opflanzda“ besteht jedoch aus pflanzlichen Fetten und Ackerbohneneiweiß.
Weitere pflanzliche Produkte können Messebesucher in der Free From Area in Halle 1.2 entdecken, wo zum Beispiel Omami (Foto) Tofu aus Kichererbsen anbietet. Aber auch in den anderen Hallen kommen Veganer auf ihre Kosten: In Halle 21, Stand 230 bietet Hülsenreich aus Leipzig proteinreiche Snacks aus Kichererbsen an.
