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Bunte Wälder gegen den Klimawandel

Waldbrände in Brandenburg, zu viel Trockenheit, totes Gehölz – der deutsche Wald macht in diesem Sommer Schlagzeilen. Im Interview erklärt Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), welche Rolle der Wald im Kampf gegen den Klimawandel spielt.

Herr Schirmbeck, was kann die Forstwirtschaft tun, damit Waldbrände wie im brandenburgischen Treuenbrietzen verhindert werden?

Zunächst einmal ist wichtig: Neue Entwicklungen im Wald lassen sich nicht in einem Sommer oder einem Jahr machen. Forstwirtschaft ist die Aufgabe von Generationen. Die Wälder, wie wir sie heute kennen, wurden von unseren Großeltern nach dem ersten und zweiten Weltkrieg gepflanzt. In den 50er Jahren war die Holznot groß. Damals sind die großen Monokulturen mit schnell wachsenden Fichten entstanden. Das war aus heutiger Sicht falsch.

Wie muss der Wald von heute und morgen aussehen?

Ganz generell gesprochen: Wir brauchen buntere Wälder. Denn ein bunter Wald ist klimaresistenter, zum Beispiel weil eine Feuerwalze eher aufgehalten werden kann. Allerdings gibt es hier nicht eine „Erfolgsformel“, die wir auf alle Wälder anwenden können. Was in Brandenburg richtig ist, kann im Allgäu falsch sein. Standortverhältnisse wie Boden, Wasser, Temperaturen und Licht spielen hier eine wichtige Rolle. In der Forstwirtschaft müssen wir deshalb mehrdimensional denken. Wir probieren auf Versuchsflächen aus und lernen am lebenden Objekt. Ob wir mit unseren Lösungen richtig liegen, wissen dann unsere Nachfolger in drei Generationen.

Welche Rolle spielt die Forstwirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel?

Ohne die Forstwirtschaft und die Wälder lassen sich die von der Politik geplanten CO2-Reduktionen nicht umsetzen. Zunächst einmal müssen wir den Wald in seinem gesamten Lebenszyklus sehen.

Bunte Wälder wachsen, nehmen Kohlendioxid in einer langen Wachstumsperiode auf und müssen danach in langlebige Produkte verwandelt werden, um das CO2 weiter zu binden. So leistet der Wald hier einen großen Beitrag. Das wichtigste Thema für die Zukunft ist allerdings Bauen mit Holz. Denn wenn wir weiter bauen, wie wir das heute machen, werden wir CO2-Ziel nicht erreichen. Zement hat nicht umsonst den Ruf als Klimakiller.

Haben wir denn überhaupt genug heimisches Holz für alle Bauten in Deutschland?

Wenn wir unser Holz richtig einsetzen, dann können wir das. Es geht, aber nicht in einer Nacht. Auch hier haben wir bereits viel geforscht und Erkenntnisse gewonnen. In Baden-Württemberg sind bereits 45 Prozent aller neuen Häuser Holzhäuser. Das Berliner Holzbauprojekt, das auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel entstehen soll, ist so ein positives Beispiel. Wir brauchen mehr solche Pilotprojekte. Je mehr Holz im Bau eingesetzt wird, umso wirtschaftlicher wird das. Was wir natürlich auch brauchen, sind Fachkräfte wie Zimmerleute. Da herrscht derzeit ein Mangel.

Wie stehen Sie zur Energiekrise? Die Preise für Brennholz sind sehr stark gestiegen.

Das stimmt. Mein Ansehen im Heimatdorf ist gewachsen. Meine Nachbarn hoffen alle, dass sie von mir noch Brennholz bekommen. Die schlechte Nachricht: Heizbares Kaminholz ist aus. Es gibt nichts mehr. Dementsprechend bekommen Forstwirte auch einen guten Preis für das Holz. Den brauchen wir allerdings auch, um die großen Verluste durch den Borkenkäfer auszugleichen. Aber die Energiekrise wird nicht durch Holz allein gelöst. Was wir dieses Jahr fällen, muss erst trocken werden, bevor es als Brennholz auf den Markt kommt. Die Arbeit im Wald ist eben nicht kurzfristig, sondern auf Generationen angelegt.

Der Forstwirtschaftsrat (DFWR) ist vom 20. bis 29. Januar 2023 auf der Internationalen Grünen Woche zu Gast und informiert Besucherinnen und Besucher über die Forstwirtschaft in Deutschland.

Georg Schirmbeck, Präsident Deutscher Forstwirtschaftsrat

Georg Schirmbeck, Präsident Deutscher Forstwirtschaftsrat

Georg Schirmbeck ist seit 2007 Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates und seit November 2009 Vorstandsmitglied der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) gibt der Forstwirtschaft eine Stimme. Er setzt sich für die Interessen und Belange einer nachhaltigen Forstwirtschaft und die Erhaltung des Waldes für jetzige und nachfolgende Generationen ein. Als direkt gewählter Abgeordneter (CDU) im Wahlkreis Osnabrück-Land gehörte Georg Schirmbeck von 2002 bis 2013 dem Deutschen Bundestag an.

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