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Offizielle Eröffnungsfeier der Internationalen Grünen Woche

Mit einer mitreißenden und zugleich nachdenklich stimmenden Tanzeinlage eröffnete die ukrainische Tanz-Kompanie APACHE CREW – UKRAINE die offizielle Eröffnungsfeier der Internationalen Grünen Woche (IGW) im City Cube der Messe Berlin. „Die Menschen wollen sich treffen, sie wollen nach Berlin kommen, Neues probieren und mit allen Sinnen erleben. Das gilt gerade auch in den herausfordernden Zeiten, in denen wir uns heute befinden. Und das gilt insbesondere für die Internationale Grüne Woche“, sagte Messe-Geschäftsführer Dirk Hoffmann in seiner Ansprache.

Den Leitspruch der Messe Berlin „Hosting the World“ wandelt die Messe Berlin zur Internationalen Grünen Woche um in „Hosting Ukraine“. „Das ist unsere Art, als Veranstalter der Leitmesse für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau zu signalisieren: Wir stehen zur Ukraine“, so Hoffmann. Mehr als 1.400 Aussteller aus 60 Ländern und 300 Konferenzen erwarten die Gäste der IGW – viele Gelegenheiten, um Neues kennenzulernen und zu netzwerken.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey erinnerte sich an ihren ersten Besuch auf der IGW zu Beginn der 90er Jahre. Schon damals war sie fasziniert von den vielen Essensständen, den internationalen Gästen, als Kind natürlich von den Tieren und der Blumenhalle, die bis heute ihr Highlight ist. „Viele Berlinerinnen und Berliner besuchen diese Internationale Grüne Woche als Jahresauftakt und wir freuen uns, dass sie über so viele Jahre in der internationalen Messegeschichte einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt“, sagte sie.

Als traditionsreiste und besucherstärkste Messe Deutschlands und weltgrößte Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau habe die IGW auch eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung für die deutsche Hauptstadt. „Jeder Euro, der hier bei der Messe und Veranstaltungen ausgegeben wird, löst eine Kaufkraft von sechs Euro in Berlin aus, also eine Versechsfachung des Betrags. […] Es ist ein Zeichen von Fortschrittsgeist, von Kreativität und auch der unternehmerische Mut, der hier gezeigt wird. Berlin ist stolz auf seine Internationale Grüne Woche“, sagte Giffey.

In seiner Rede nannte der EU-Kommissar für Landwirtschaft, Janusz Wojciechowski, die zentralen Themen der Messe, Ernährungssicherheit und Klimaschutz, von immenser Bedeutung für Europa. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine zeige sich, dass Ernährungssicherheit eine vielseitige Herausforderung darstelle. „Wir müssen offene, regelbasierte Handelsbeziehungen mit gleichgesinnten Alliierten hinsichtlich der russischen Aggression aufrecht erhalten“, so Janusz Wojciechowski.

Als Abnehmer ukrainischen Getreides unterstütze die EU die Versorgung unter anderem von Entwicklungsländern, zum Beispiel in Afrika. Zugleich leide die eigene Bevölkerung unter steigenden Lebensmittelpreisen, während Landwirte mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU sei zwischen 2010 und 2020 von zwölf auf neun Millionen zurückgegangen. Das bedeute 800 Farmen weniger pro Tag. „Der beste Weg, unsere Ernährung und unsere Umwelt zu schützen, ist unsere landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern und zu schützen“, sagte der EU-Kommissar. Das passiere am besten durch starke Landwirtschaftspolitik. Die EU strebe einen Transformationsprozess an, der die Betriebe unter anderem resilienter mache gegen den Klimawandel und die Umwelt schütze. Dafür benötige es ein angemessenes Budget, das die Bedeutung des Sektors widerspiegle.

Der ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj sprach in seiner Rede über den Getreidekorridor seines Landes nach Europa, der täglich in Gefahr sei. Allein im Januar konnte aufgrund der russischen Angriffe nur die Hälfte der geplanten Menge an Getreide an die EU geliefert werden. Mit seinen großen landwirtschaftlichen Flächen trage das Land maßgeblich zur Ernährungssicherheit in Europa und der Welt bei. Der Klimawandel verlange nach neuen Lösungen. Der Minister zeigte sich offen für eine Transformation der Viehzucht und des Getreideanbaus. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien sieht er ein großes Potential. „Wir sind Teil der zivilisierten Welt und brauchen den Sieg und Frieden. Wir bitten darum, uns zu unterstützen“, sagte er.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), bezog sich direkt auf seinen Vorredner. Putins Krieg gegen die Ukraine habe gezeigt, dass Ernährungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist. „Die zukünftige Agrarpolitik muss dieses Thema im Nukleus haben. Denn nur satte Menschen sorgen für Stabilität“, sagte er. Tierwohl und die Bekämpfung des Klimawandels sollen durch seinen Verband nicht nur mitgetragen, sondern auch weiterentwickelt und mitgestaltet werden. „Die Weiterentwicklung muss aber Zukunftsperspektiven bringen für unsere Bauernfamilien, insbesondere für unsere junge Generation“, sagte er. „Sie wollen aktiv zum Schutz des Klimas beitragen. Hierzu brauchen wir die Begleitung der Gesellschaft und der Politik.“

Er kritisierte, dass die aktuellen Vorschläge zur Tierhaltung zu einem Abbau führen würde. Die Reduktion von Pflanzenschutzmittel funktioniere nicht über Verbote, sondern die Entwicklung schädlingsresistenter Sorten. Die Bedeutung der IGW als Leistungsschau der Bäuerinnen und Bauern mit dem Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) bezeichnete er als ein „agrarpolitisches Davos“, in dem auch international über sichere Ernährung debattiert werden müsse.

Dr. Christian von Boetticher, Vorsitzender der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie, lobte die IGW als Verbrauchermesse, auf der sich die Gäste überzeugen können von den Innovationen seiner Branche. „Eine der größten Herausforderungen für die Ernährungsindustrie und den gesamten deutschen Mittelstand ist aktuell die Energieversorgung. Verlässlichkeit und Bezahlbarkeit von Versorgung sind der Schlüssel für Mittelstand und Produktion in Deutschland“, sagte er. Hierzu erwarte er tragbare Konzepte der Regierung.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir unterstrich die lange Partnerschaft zwischen Deutschland und der Ukraine in der Land- und in der Ernährungswirtschaft. Mit dem deutsch-ukrainischen Agrarausschuss, bilateralen Kooperationsprojekten sowie dem Deutsch-Ukrainischen agrarpolitischen Dialog arbeite man erfolgreich zusammen. „Ich möchte Ihnen versichern: wir setzen die Projektzusammenarbeit auf jeden Fall fort – gerade jetzt in dieser Zeit. Denn nicht nur jetzt im Krieg, sondern auch beim Wiederaufbau der agrarwirtschaftlichen Strukturen werden die Projekte eine wichtige Rolle spielen“, so der Minister.

Eine umfangreiche Unterstützung für ukrainische Landwirte stelle sicher, dass sie weiter arbeiten können. Da Ernährungspolitik immer auch Friedens- und Sicherheitspolitik ist, wolle die Regierung weiterhin alle Krisen mit der gleichen Intensität betrachten. Ernährungstrends hin zu weniger Fleischkonsum ermöglichen Landwirten neue Absatzmärkte für Landwirtinnen und Landwirte. Davon können sich Besucherinnen und Besucher der IGW ein Bild machen.

Bürgermeisterin Franziska Giffey bei der Eröffnungsfeier der Internationalen Grünen Woche.

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