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Startup-Days Award-Gewinner seedalive: Von der Grünen Woche nach Indien

Wie revolutionär ihre Erfindung ist und was sie für uns Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet, verraten Erfinder Prof. Klaus Mummenhoff und Jens Varnskühler.

Herr Professor Mummenhoff, Herr Varnskühler, warum ist es so wichtig zu wissen, ob Pflanzen keimfähig sind oder nicht?

Varnskühler: Der Handel mit Pflanzensamen ist ein Weltmarkt. Von der Keimfähigkeit der Pflanzensamen hängt der Ernteerfolg ab. Schlechtes Saatgut gefährdet die gesamte Ernte, daher muss jeder Sack Pflanzensamen im Handel eine gewisse Mindestqualität aufweisen. Wer schlechtes und nicht qualitätsgetestetes Saatgut in den Verkehr bringt, begeht eine Straftat.

Eine Straftat?

Prof. Mummenhoff: Ja, das ergibt auch Sinn, denn von einem erfolgreichen Anbau ist die Ernährung der Bevölkerung abhängig. Die Regeln gelten daher weltweit.

Was ändert nun Ihre Erfindung?

Varnskühler: Unser Keimfähigkeitsschnelltest für Pflanzensamen sagt in vier Stunden voraus, wofür herkömmliche Tests bis zu 14 Tage benötigen. Bislang läuft ein herkömmlicher Test so ab, dass 400 Samen einer auf Keimfähigkeit zu untersuchenden Pflanzenart in Klimakammern auf feuchtem Papier ausgesät werden. Unter definierten Licht- und Temperaturbedingungen müssen diese 7 bis 14 Tage inkubiert werden. Erst dann weiß man, ob aus diesen Samen gesunde Keimlinge hervorgehen. Unser Test ist viel nachhaltiger als herkömmliche Tests, er spart im Vergleich 99 Prozent Zeit und 99 Prozent Energie. Außerdem ist unsere Methode mobil und flexibel einsetzbar. Für unser Testkit reichen ein geladener Laptop und eine Internetverbindung aus.

Prof. Mummenhoff: Hinzu kommt, dass unser Test im Vergleich zum traditionellen Keimungstest nicht destruktiv ist, das heißt die Samen nicht verbraucht, und man kann gegebenenfalls die Samen nach unserem Test wieder einlagern. Gerade bei seltenen Pflanzensamenproben ist das ein großer Vorteil.

Und worin liegt der Mehrwert für uns Verbraucherinnen und Verbraucher?

Varnskühler: Dadurch, dass wir den Testprozess beschleunigen, können wir die Züchtung neuer Linien insgesamt beschleunigen. Als Konsequenz der Klimaveränderung benötigen wir Saatgut mit neuen, angepassten Eigenschaften, wie beispielsweise Resistenz gegen Trockenheit oder gegen Schädlinge. Züchtungsprozesse können also durch die kürzere Testdauer schneller an sich ändernde Umweltbedingungen angepasst werden. Das stärkt die Ernährungssicherheit jedes Einzelnen.

Wie kamen Sie auf die Erfindung?

Prof. Mummenhoff: Ich war Professor für Botanik an der Universität Osnabrück. Im Rahmen eines Forschungsprojekts haben wir die neue Testmethode entwickelt. Die Uni Osnabrück hat das Grundprinzip zum Patent angemeldet. Mein ehemaliger Student Jens Varnskühler erkannte das Potenzial für eine kommerzielle Nutzung und hat mir eine Zusammenarbeit vorgeschlagen.

Varnskühler ergänzt: Im Jahr 2021 haben wir das Unternehmen gegründet und sind jetzt Exklusivlizenznehmer des Patents.

Ein halbes Jahr nach der Preisverleihung auf der Grünen Woche … wo stehen Sie heute?

Varnskühler: Wir sind aktuell in der Proof of Concept-Phase, das heißt, wir haben die ersten zahlenden Kunden, die unsere Methode ausprobieren. Diese Kunden sind Global Player und das erste Feedback ist sehr gut. Der Award-Gewinn bei der Grünen Woche hat uns mächtig Publicity gebracht, der Bekanntheitsgrad ist weiter gewachsen. Wir haben momentan keinen Marketingbedarf, denn Fachleute aus aller Welt kontaktieren uns und fragen „Funktioniert das auch mit dieser oder jener Pflanze?“.

Aus welchen Ländern kommen die Anfragen?

Varnskühler: Indien beispielsweise. Das Land wird China nächstes Jahr in der Einwohneranzahl überholen. Es herrscht dort ein großer Versorgungsbedarf an Gemüse, der hauptsächlich in kleinbäuerlichen Strukturen bedient wird. Man arbeitet dort gerade am Aufbau eines standardisierten Qualitätskontrollsystems. Wir sind derzeit in Gesprächen mit den indischen Behörden, um mit unserem Schnelltest gleich von Beginn an Teil der dortigen Qualitätskontrolle zu sein.

Prof. Mummenhoff: In Europa sind wir mittlerweile in Deutschland, der Schweiz, Schweden, Frankreich und Niederlande aktiv. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt.

Sehen wir uns auf der Grünen Woche 2024?

Ja unbedingt, als Bestandteil des verliehenen Preises wird uns auf der kommenden Grünen Woche ein Stand zur Verfügung gestellt. Dann werden wir in der Entwicklung wieder ein ganzes Stück weiter sein. Kommen Sie uns gerne besuchen.

Das mache ich, vielen Dank für das Gespräch.

Der Award der Startup-Days im Rahmen der Grünen Woche

Im Rahmen der Startup-Days präsentiert sich auf der Grünen Woche jährlich der Erfindergeist der Agrartech- und Foodbranche. Mehr als 30 innovative Startups aus ganz Deutschland hatten sich im vergangenen Jahr beworben. Die zehn besten pitchten live in den Messehallen vor einer sieben-köpfigen Jury, die sich aus Profis der Land- und Ernährungswirtschaft, dem Lebensmitteleinzelhandel, von der Hochschule Neubrandenburg und der Industrie zusammensetzte. Einen Rückblick auf die Startup-Days der Grünen Woche 2023 finden Sie hier.

Für die Startup-Days der Grünen Woche 2024 können sich Startups und junge Unternehmen mit ihren Innovationen ab Herbst 2023 bewerben. Alle weiteren Informationen sowie die Bewerbungsunterlagen finden Sie zum gegebenen Zeitpunkt unter: Grüne Woche - Startup-Days (gruenewoche.de)

Die Grüne Woche Startup-Days Gewinner seedalive mit Ihrem Keimfähigkeitsschnelltest: Erfinder Prof. Klaus Mummenhoff (l.) und Jens Varnskühler (r.)

Die Grüne Woche Startup-Days Gewinner seedalive mit Ihrem Keimfähigkeitsschnelltest: Erfinder Prof. Klaus Mummenhoff (l.) und Jens Varnskühler (r.), Copyright: seedalive

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