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Wenn die Zucchini mit der Tomate

Bewusste Ernährung, Verbindung mit der Natur und ein nachhaltiges Leben – die Selbstversorgung durch den eigenen Garten erfüllt viele Wünsche. Doch am Anfang der Bewirtschaftung stehen wichtige Fragen: Was definiert einen guten Boden? Wie kann man die Bodenqualität verbessern? Welche Pflanzen passen zueinander? Gartenprofi Sven Hildebrand gibt Antworten.

Am Anfang liegt der Boden

Eine erfolgreiche Gartenbewirtschaftung beginnt mit dem Boden. „Hinzu kommen Licht-, Wasser- und Windverhältnisse – das muss alles gut zusammenpassen“, erklärt Hildebrand. Am besten lässt sich die Bodenqualität mithilfe einer Bodenprobe ermitteln. Oft wissen Gartenbesitzende allerdings schon um ihre Anbauprobleme. „Ich höre oft: „Ich hab‘s so lehmig, da wächst überhaupt nichts.“ Ist der Traum von der eigenen Ernte auf dem Teller dann etwa schon vorbei? „Das Gegenteil ist der Fall“, beruhigt Hildebrand, der mit seiner Frau 1.200 Quadratmeter Gemüsegarten selbst bewirtschaftet. „Lehmiger, schwerer Boden sorgt dafür, dass die Erde im Sommer noch feucht ist. In einem sandigen Boden versickert das Wasser zu schnell und die Pflanzen können nicht genug aufnehmen.“

Humus ist Muss

Wichtig ist zu wissen: Egal, ob sandige oder lehmige Erde, die Grundbeschaffenheit ist keine Sackgasse. Mit cleveren Techniken lässt sich ein guter Humusgehalt im Boden erreichen – der ideale für Gemüseanbau liegt bei sechs bis sieben Prozent. „Einen sandigen Boden kann man beispielsweise mit Grünschnittkompost wieder aufbauen. Parallel kann man mit der Bepflanzung beginnen“, ermutigt der gelernte Maschinenbauingenieur. Der Gras- und. Laubschnitt vermindert die Austrocknung und verbessert das Bodenmilieu. „Regenwürmer und andere kleine Organismen fressen die Mulchschicht runter und stellen neuen Boden her. Das steigert den Humusanteil.“ Mit jeder Gemüsesaison wird der Boden ein bisschen nährstoffreicher. Weiterer Vorteil vom Mulchen: Der Boden bleibt Unkraut frei, weil die lichtkeimenden Unkräuter gar nicht erst durch den Boden kommen. Die Pflanzen bleiben unversehrt.

Was tun bei lehmigen Böden?

„Das Problem bei lehmhaltigen Böden ist häufig, dass der Lehm die Luft und Wasserkanäle in der Erde zu schnell zu schwemmt. Dadurch wird Boden nahezu versiegelt“, so Hildebrand, der sich und seine Familie seit über zehn Jahren autark versorgt. Hier gehe es darum, die oberen 20 bis 30 Zentimeter Erde aufzulockern und durchzulüften. Eine Idee ist die Hinzugabe von Sand. „Die Mikroorganismen können dann Kanäle schaffen, die die Luft- und Wassertransportfähigkeit im Boden erleichtern.“

Wenn die Zucchini mit der Tomate – erfolgreiche Pflanzenpartnerschaften

Für eine erfolgreiche Selbstversorgung setzen viele auf Pflanzenpartnerschaften, indem sie gut harmonierendes Gemüse wie Tomate und Zucchini miteinander kombinieren. „So hoch wie eine Tomate nach oben wächst, wurzelt sie auch in die Tiefe. Sie sind also Tiefwurzler, die sich da das Wasser nach oben ziehen.“ Davon profitieren die Zucchinis, die zu den niedrig wachsenden und flachwurzelnden Gemüsevertretern gehören. „Die Zucchini-Blätter bedecken im Gegenzug den Boden üppig“, erklärt Hildebrand. „Das schützt den Boden vor Austrocknung und schirmt die Tomaten besser von Kraut- und Braunfäule ab – einem Pilz, der überall im Boden steckt.“ Durch die unterschiedliche Wuchshöhe kann der Garten noch dichter bepflanzt werden, denn Tomate und Zucchini kommen sich nicht in die Quere.

Ein anderes starkes Gemüseteam sind die Zwiebel und die Möhre. Sie halten sich gegenseitig die Möhren- bzw. Zwiebelfliegen vom Leib. Beide Schädlingsarten sind jeweils irritiert vom gegnerischen Gemüse und treten daher weniger auf. „Eine Win-Win-Situation“, lächelt Hildebrand. Die Beispiele zeigen: Wenn man den Wunsch von der Selbstversorgung hegt, dann hat man viele Möglichkeiten, sich diesen zu erfüllen. „Am wichtigsten ist nur der Wille anzufangen, der Rest findet sich“, resümiert Hildebrand.

Auf der Themenwelt-Seite "Garten, Haus & Hof" der Grünen Woche finden Interessierte viele weitere hilfreiche Informationen rund um die eigenen vier Wände inklusive Garten, Terrasse oder Balkon.

Zur Person: Sven Hildebrand engagiert sich als ehrenamtlicher AckerCoach für Acker e. V. Das gemeinnützige Sozialunternehmen verfolgt das Ziel, die Wertschätzung für Lebensmittel in der Gesellschaft zu steigern. Der monatliche Newsletter „Ran ans Gemüse!“ versorgt Lesende jeden Monat mit praktischen Tipps zum Gemüseanbau sowie Wissenswertes rund um Natur, Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung.

Sven Hildebrand kniet und arbeitet in seinem Gemüsegarten

Immer in Aktion – Sven Hildebrand verbringt fast jeden Tag im eigenen Gemüsegarten. Foto: Kim Bohlender

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