Wenn KI das Unkraut jätet
Tanne to go, Fingerlimette zum Probieren, VR-Brille für den Stall. In Halle 23a stellen Bundesämter und Forschungseinrichtungen ihre Arbeit vor - und lassen sich dabei einiges einfallen.
„Douglasie oder Weißtanne?“ Svenja Gareis schaut kurz auf. „Douglasie“, sagt der Mann vor ihr. Schon füllt sie einen kleinen Pflanztopf mit Erde, nimmt ein federdünnes, vielleicht 15 Zentimeter hohes Pflänzchen aus einer Anzuchtschale und setzt es in den Kasten. „Die Douglasie braucht einen sonnigen Standort und genügend Abstand“, erklärt Gareis im Vorbeigehen. „Und sie kann nur ein halbes bis ein Jahr auf dem Balkon stehen, dann muss sie in den Garten oder in den Wald.“ Dann kommt das zarte Bäumchen in eine Tüte.
Der neue Besitzer hat nämlich einen Wald, erzählt er: „Diese Douglasie findet in Baden-Württemberg ein Zuhause - wenn sie dort wachsen will.“ Dann rückt eine junge Familie aus der Warteschlange auf und sucht sich ihren Baumnachwuchs aus. Die „Nadelbäume zum Mitnehmen“ auf der Grünen Woche stammen aus dem Thünen-Institut für Forstgenetik, das 2019 maßgeblich an der Entschlüsselung des Genoms der Weißtanne beteiligt war. Die Weißtanne gilt wie die Douglasie als wertvolle Baumart, um Wälder widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen.
Die Schönheit der Tulpen-Paprika
Hier, in Halle 23a, ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nicht nur selbst präsent, sondern bietet zahlreichen Bundesbehörden und Forschungseinrichtungen Raum, ihre Arbeit vorzustellen - und zwar so, dass sie auch für Laien verständlich ist. Die Themen reichen von Biodiversität und Klimaschutz über Fischerei und ländliche Räume bis hin zu Tierhaltung und Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung. In der Halle verteilte Blumeninseln zeigen, wie Kichererbsenpflanzen, Tulpenpaprika oder Vulkanspargel aussehen.
An einem leuchtenden Pyramidenstand mit exotischen Früchten schneidet eine Mitarbeiterin des Bundesamtes für Landwirtschaft und Ernährung Probierscheiben. „Wir sind für die Einfuhrkontrolle von Obst und Gemüse an Häfen und Flughäfen zuständig und haben einfach mal mitgebracht, woran wir so arbeiten“, erzählt sie und reicht ein winziges Stück Fingerlimette. „Das nennt man auch veganen Kaviar, wegen seiner körnigen Struktur. Hat aber auch einen ähnlichen Preis: 100 Euro für ein Kilo.“
Ein paar Schritte weiter kann man sich eine VR-Brille aufsetzen und einen modernen Stall erkunden oder erfahren, wie Drohnen Rehkitze retten. Auf der anderen Seite hat das Thünen-Institut für Seefischerei rohe Krabben mitgebracht, um auf seine Forschungsprojekte für die heimische Krabbenfischerei aufmerksam zu machen.
Die Mühen der Möhrenzucht
Anschaulich ist auch die Versuchsanlage der TU Berlin, an der Dr.-Ing. Sebastian Schröder steht: eine längliche Box mit Möhrenpflanzen, daneben ein Förderband, auf das Schröder münzgroße Plättchen wirft, die ein Laser markiert. Das Projekt „JaetRobi“ soll im Gemüseanbau bei der Unkrautbekämpfung helfen - mit Hilfe von Bilderkennung und Künstlicher Intelligenz (KI). „Im Bioanbau ist das besonders dringend“, erklärt der Wissenschaftler: „Bei Möhren wird das Unkraut zwei- bis dreimal von Hand gejätet. Dafür muss man Leute finden, und das ist teuer.“ Stattdessen soll künftig ein Feldroboter das Unkraut erkennen und vernichten. Entweder per Laser, das wird noch erforscht, oder mechanisch - das soll schon im Sommer losgehen.
