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Die, die für ihre Produkte und Regionen leuchten

Langes Kleid, leuchtende Schärpe, Krönchen im Haar, Körbchen in der Hand – keine Frage, die Parade der Produktköniginnen und -könige auf der Grünen Woche sorgt für erhebliches Aufsehen. Handys werden gezückt, Besucherinnen und Besucher drängen sich auf den Wegen und an der Bühne, alle gucken. So viele, meist junge Frauen im Prinzessinnen-Outfit oder in lokaler Tracht bekommt man in der Hauptstadt selten zu sehen. Auf dem ErlebnisBauernhof in Halle 3.2 wird ihnen einmal im Jahr die Bühne geboten als Repräsentantinnen und Repräsentanten der verschiedensten Produktgruppen und Regionen.

Rund 100 Hoheiten gehen am bestens besuchten Sonntagnachmittag den Rundweg durch die volle Halle, bevor sie einzeln von Joachim Rukwied, dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, begrüßt werden und auf der Bühne zum Gruppenbild Platz nehmen. Sowohl die Bayerische Honigkönigin in Tracht und mit Goldkrönchen ist dabei als auch die Hagener Kirschkönigin, die Rheinische Kartoffelkönigin oder die Soleprinzessin Marlene. Einige wenige Männer mischen sich ins Bild, wie der Laubkönig Tobias II. aus Udersleben in Thüringen zum Beispiel oder der Kartoffelkönig von Fallersleben.

Ehrenamtlich auf Festen und Veranstaltungen

Lauter Frauen, die repräsentieren und lächeln – ist das nicht irgendwie aus der Zeit gefallen? Die fünf kleinen Grundschulmädchen, die mit glänzenden Augen und Feuereifer die wartenden Königinnen abklappern und deren Autogrammkarten einsammeln, finden das nicht. Und die Produkthoheiten selbst auch nicht, denn sie haben ein ernstes Anliegen: Viele von ihnen kommen von einem landwirtschaftlichen Betrieb oder arbeiten dort. Als Produkthoheiten reisen sie ehrenamtlich durchs Land, um ihre Region und deren Hauptprodukt bekannt zu machen. Es gibt aber auch Männer und Frauen, die als Quereinsteiger zu Produktköniginnen und -königen werden.

Die Rapskönigin der Ostseeinsel Poel zum Beispiel heißt Anne Matulat und wurde im Mai 2023 für zwei Jahre zur Rapsbotschafterin ihrer Insel gewählt. Im echten Leben ist sie Verwaltungsbeamtin, als Königin trägt sie ein sattgelbes bodenlanges Kleid mit Stehkragen, eine grüne Schärpe und ein modern-kantiges Diadem, das Design-Studierende der Hochschule Wismar für sie entworfen haben. „Mir gefällt der Kontakt zu den vielen Menschen, denen ich durch dieses Amt begegne“, sagt sie. Aber das aufsehenerregende Kleid gefällt ihr schon: „Man schlüpft in die Rolle einer Königin und strahlt für die Region.“

Faulunger Muskönigin Melanie mit Entourage

Die Faulunger Muskönigin Melanie I. hat gleich einen ganzen Tross im Schlepptau. „Security Muskönigin Melanie I.“ steht auf den pflaumenfarbenen T-Shirts, die die beiden Frauen neben ihr übergezogen haben. „Insgesamt sind wir so 20 Leute aus unserem Dorf, die Melanie unterstützen“, sagt eine der beiden. „Für uns ist dieses Amt sehr wichtig“, erklärt Muskönigin Melanie, 20 Jahre alt und mitten in der Ausbildung zur Erzieherin. Faulungen ist ein 350-Einwohner-Dorf in Thüringen, in dem unzählige Bäume mit Pflaumen stehen, die zu Mus verarbeitet werden. „Früher war unsere Muskönigin die, die das beste Mus gekocht hat“, erklärt Hoheit Melanie. „Meine Oma kann das auch noch.“

Alex II., der 18. Lüneburger Schwule Heidekönig

Wie stark die Strahlkraft als „Hoheit“ sein kann, zeigt vielleicht am meisten das Amt des Lüneburger Schwulen Heidekönigs: Im Jahr 2000 kürte die Aidshilfe Lüneburg erstmals den „Schwulen Heidekönig“, um das Thema HIV in den Fokus zu bringen. „Wir sind auf ländlichen Festen unterwegs, auf Schützenfesten oder Erntefesten, wo in Vereinen die Strukturen oft immer noch sehr konservativ sind“, erzählt auf der Grüne-Woche-Bühne der amtierende, Lüneburger Schwule Heidekönig Alex II., der ganz zurückhaltend in schwarzer Hose, grauem Rollkragenpullover und mit einer kleinen Krone auftritt. „Wir wollen vor allem den jungen Menschen zeigen, dass queeres Leben auch auf dem Land möglich ist.“ Seine Botschaft: Jeder soll lieben dürfen, wen er will, und sich zeigen dürfen, wie er ist. Und in der Halle brandet Applaus auf.

Produktköniginnen

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