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Eine Messe für alle

Was ist die Gebärde für Mähdrescher? Die beiden Dolmetscherinnen schauen sich fragend an und fachsimpeln mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Rundgangs. Hände fliegen, Augenbrauen tanzen, es wird gelacht. Alle haben verstanden, was gemeint ist.

Zum ersten Mal bietet die Grüne Woche in diesem Jahr Führungen für gehörlose und gehöreingeschränkte Menschen an. Am Sonntag fand die erste Führung statt. Vier Personen haben sich angemeldet, darunter Olena und Viktor Leshchymenko. „Wir kommen aus der Ukraine“, erzählt Viktor. Die erste Sprache, die er gelernt hat, als er hier ankam, war die deutsche Gebärdensprache.

Ins Gespräch kommen

Am Stand Forum für Moderne Landwirtschaft erzählt Agrar Scout Matts Gier von seinem Job. Viktor und Olena haben viele Fragen. „Das war zunächst etwas ungewohnt, dass man nicht so ganz direkten Kontakt hat, weil ja alle zur Dolmetscherin schauen, aber ich finde es cool, dass wir so ins Gespräch gekommen sind“, sagt Matts.

Welche kommunikativen Hindernisse sich auftun und welche Parameter auf der Messe verändert werden können, um die Veranstaltung noch inklusiver zu machen, lässt sich nur durch Ausprobieren herausfinden. Die Grüne Woche möchte eine Messe für alle sein. Projektmanagerin Karen Raupach kämpft seit Jahren für eine barrierefreiere Veranstaltung. Sich in andere Menschen hineinzuversetzen, die die Welt anders erleben als man selbst, ist die große Herausforderung bei dieser Arbeit. „Führungen sind schön, aber die Leute wollen ja auch eigenständig sein“, sagt Raupach. „Wir müssen immer mitdenken und auch mit unseren Ausstellern sprechen. Barrierefrei heißt ja, dass auch jemand, der mental etwas nicht erfassen, alles verstehen können sollte“, sagt sie.

Barrierefreie Ansätze

Neben der Führung für Gehörlose und Gehöreingeschränkte, die an diesem Montag noch einmal um 10.30 Uhr mit einer anderen Auswahl an Ausstellern stattfindet (Treffpunkt ist der Infocounter zwischen Halle 5.2 und 6.2.), gibt es Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen. Informationen zur Anmeldung für die Handicap-Führungen, zum Rollstuhlverleih oder zu Messe-Tickets für Begleitpersonen sind auf der neuen Unterseite „Barrierefrei“ der Grüne Woche Website in leichter Sprache verfügbar. Dort gibt es auch einen reduzierten Hallenplan und Videos in Gebärdensprache.

Raum der Stille

Wer sich auf der Messe kurz zurückziehen möchte, der hat im Raum der Stille in Halle 6.2 die Gelegenheit dazu. Ein Familien- und Stillzimmer gibt es auch, in Halle 1.2, Raum Stuttgart, um Familien einen Rückzugsort zu bieten. „Wir wollen alle mitnehmen. Das ist ein Prozess, und der ist noch lange nicht zu Ende“, sagt Karen Raupach.

Der Rundgang ist inzwischen in der Sachsen-Halle angekommen, am Stand der Kaffeerösterei Reinhardt. Maik Reinhardt berichtet von den unterschiedlichen Röstarten. Sein Mikrofon ist mit den Kopfhörern der Gebärdendolmetscherinnen verbunden. Ohne Kopfhörer ist es unmöglich, ihn in der lauten Halle zu verstehen. Wenn man jetzt Gebärdensprache könnte…

Beim Gehörlosenrundgang

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