Frische Ideen für den Food Markt und die Agrarbranche
Bei den Startup-Days stellten junge Unternehmen Ideen vor, die die Agrar- und Ernährungsindustrie revolutionieren könnten. Finanzminister Christian Lindner zollte ihnen Respekt.
2020 war Christian Lindner noch als offizieller Brotbotschafter auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) zu Gast. 2023 kehrt der FDP-Vorsitzende als Finanzminister auf die Messe zurück, um die Startup-Days zu eröffnen – mit einer passenden Allegorie im Gepäck. „Startups sind die Hefe im Teig unserer Wirtschaft“, sagte Christian Lindner auf der Bühne des Erlebnisbauernhofs in Halle 3.2. „Sie sind ausgelagerte Forschungsabteilungen für unsere Gesellschaft und entwickeln für uns Geschäftsmodelle, Verfahren und Produkte, von denen wir alle profitieren.“
Zehn Startups mit besonders zukunftsträchtigen Businessmodellen wurden aus insgesamt 30 Bewerbungen ausgewählt. Sie präsentierten sich gestern und heute auf der Grünen Woche und stellten ihre Ideen bei Pitches vor. Dabei ging es um nichts weniger als den Sieg.
And the winner is…
Eine siebenköpfige Expertenjury aus der Land- und Ernährungswirtschaft und von der Hochschule Neubrandenburg hat alle zehn Finalisten begutachtet und gleich drei Gewinner gekürt. Eigentlich wird nur das überzeugendste Startup bei den Startup-Days ausgezeichnet. Die Qualität der Einreichungen sei aber so hoch gewesen, dass noch spontan die Sonderpreise „Innovation“ und „Nachhaltigkeit“ eingeführt wurden.
Im Bereich „Innovation“ konnte das Startup „Nunos“ aus Köln überzeugen. Im Bereich „Nachhaltigkeit“ das junge Unternehmen „BettaF!sh“ aus Berlin. Gesamtsieger der Startup-Days ist das Unternehmen „Seedalive“ aus Osnabrück. Es verkürzt die Qualitätskontrolle von Saatgut von aktuell 14 Tagen auf gerade mal vier Stunden. Mit Hilfe eines Keimfähigkeitsschnelltests als Kit-Lösung haben landwirtschaftliche Betriebe binnen kürzester Zeit Klarheit darüber, ob Saatgut vital, alternd oder schon tot ist.
Franziska von Seedalive ist überglücklich über den Sieg: „Wir bekommen eine große, positive Resonanz für unser Produkt, in das wir viel Herzblut und Feuer reinstecken. Und das ist einfach schön, dass man so ein positives Feedback für unser Produkt und unsere Energie da zurückbekommt.“ Nach dem Sieg bei den Startup-Days geht die Arbeit bei Seedalive direkt weiter: „Ja, wir freuen uns erstmal über diesen Sieg und nehmen diese positive Energie mit und dann heißt es eigentlich weiter ackern, weiter forschen, das Produkt an den Mann bringen, trust and try und ja, wir sind gehyped und haben Bock, auf jeden Fall weiterzumachen.“
Seedalive muss alle Keimfähigkeitsschnelltests an die spezielle Getreide- oder Gemüsesorte anpassen, einige Tests sind dabei schon in der Marktreife, andere werden gerade erst entwickelt.
Mehr Kapital für Gründer
Christian Lindner, selbst Mit-Gründer zweier Unternehmen, verwies auf das Zukunftsfinanzierungskonzept der Bundesregierung. Es soll die Bedingungen für Startups verbessern, unter anderem die Finanzierung.
Besonders im Agri- und Food-Bereich sieht er ein „enormes Potential“ für mehr Effizienz in der Landwirtschaft oder für die Lösung der Probleme der Welternährung. „Das Scheitern mit einer ambitionierten Idee ist möglicherweise die Voraussetzung dafür, dass man im zweiten Anlauf Erfolg hat“, sagte der Finanzminister. „Wir brauchen eine Kultur der zweiten Chance und eine Bereitschaft, die Rahmenbedingungen immer wieder so zu verbessern, dass diejenigen, die etwas wagen, dafür Anerkennung bekommen und nicht Spott oder Häme.“
In der Brandenburg-Halle stellt übrigens der Gewinner der letzten IGW Startup Days aus. Der nachhaltige Lieferdienst Marktkost aus Potsdam versorgt Unternehmen mit gesundem Essen in wiederverwertbarer Verpackung. Mehr Infos zu Marktkost gibt’s hier.
Die Sieger der Startup-Days 2023. Foto: Messe Berlin