Mori kocht und moderiert
Gaming und Life Hacks, Landwirtschaftssimulator und Kochshows: Die Grüne Woche Bühne in Halle 6.2a bietet noch bis Sonntag jeden Tag ein interaktives Bühnenprogramm.
Linus kommt mit seinem Trecker gerade nicht voran. Er drückt den Steuerknüppel an seinem Controller – nichts passiert. „Da hast du wahrscheinlich die Gabel aus Versehen in den Boden gerammt“, mutmaßt Moderator „Mori“ Maurice Lange und guckt dem Elfjährigen über die Schulter. „Genau, die musst du erstmal hochziehen, und dann kannst du wieder fahren.“ Im Sessel nebenan steuert Konstantin, 12, derweil mit Karacho seinen Trecker auf einen grünen Anhänger zu, um dort schon den zweiten Heuballen abzuladen. Etwas zu forsch, wie sich herausstellt: Der Trecker rammt den Anhänger, der Heuballen purzelt von der Ladefläche. Auf zum nächsten Versuch. „Ja, das ist gar nicht so einfach, wie es aussieht“, sagt „Mori“.
Heuballen stapeln vom Sessel aus
Die beiden Jungs aus Schildow in Brandenburg spielen auf der Grüne Woche Bühne gegeneinander. „E-Sports meets Landwirtschaftssimultor“, heißt das Format, das einmal täglich in Halle 6.2a auf dem Programm steht. In fünf Minuten sind acht Heuballen nacheinander auf einem Feld mit der Gabel einzusammeln, zum Anhänger zu fahren und dort abzuladen. Wer am Ende die meisten Ballen aufgestapelt hat, hat gewonnen und bekommt ein Spiel geschenkt. Der Verlierer nimmt immerhin noch eine vegane Schokolade mit nach Hause.
Mindestens sieben Programmpunkte sind jeden Tag von Freitag bis Sonntag noch auf der Grüne Woche Bühne zu sehen. Gaming-Spiele zum Mitmachen genauso wie Life Hacks von verschiedenen Influencerinnen und Influencern wie auch Kochvorführungen. Am Freitag kommen zum Beispiel die „Bastel Boys to the rescue!“, am Samstag liefern sich die YouTuber DoktorFroid’s einen „Küchenshowdown“ mit Gastgeber Mori.
Dreimal täglich frisches Essen und jede Menge Tipps
„Mori“ Maurice Lange ist ebenfalls eine YouTube-Größe. Als Koch und E-Sport-Kommentator betreibt er seinen eigenen Kanal „Mori kocht“. Auf der Grünen Woche bereitet der studierte Chemiker dreimal täglich auf der Bühne frische Gerichte zu. Was es gibt, bestimmen die Lebensmittelreste-Boxen, die die Organisationen „etepete“ und „Too Good To Go“ liefern. Dazu erzählt er nonstop nicht nur, was er da gerade tut, sondern auch welche chemischen Prozesse dafür sorgen, ob das Essen lecker wird – oder nicht ganz so. Gestreamt wird das Ganze live auf seinem Twitch-Kanal.
Am Donnerstagmorgen gab es gebratene Gnocchi mit Grünkohl, Paprika und Rosinen – in Deutschland eher eine überraschende Kombination. Schließlich kennt man hier Grünkohl meist nur als sehr lange gegarten Eintopf mit rauchigen Würsten als Einlage. Dabei ist Grünkohl eigentlich eine Vitaminbombe und gilt in den USA als Superfood. „Viele wissen gar nicht, dass man Grünkohl kurz gebraten und sogar roh essen kann“, erklärt Mori. Schmeckt ganz anders, und die Vitamine bleiben enthalten.
Geplauder über Rauchpunkte und Chemie
Während man Mori so beim Schnippeln, Zupfen und Hacken zusieht, bekommt man gleich noch eine Stunde Chemie- und Bio-Wissen geliefert. Kann man mit Olivenöl braten? Kommt auf die Temperatur an. Denn Olivenöl hat mehr ungesättigte Fettsäuren als zum Beispiel Sonnenblumenöl, ist deshalb auch gesünder, hat aber einen niedrigeren Rauchpunkt – das ist der Punkt, an dem das Fett anfängt zu verbrennen. Wenn das passiert, entsteht Arcrolein, ein krebserregender Stoff. Es gilt also, Olivenöl heiß genug zu machen, um Grünkohl oder Gnocchi darin braten zu können, aber nicht den Rauchpunkt zu überschreiten.
Und so geht es weiter: Was passiert beim Braten? (Maillard-Reaktion) Warum schmeckt es besser, Pfeffer direkt aus der Mühle aufs Gericht zu mahlen? Was ist Umami aus Sicht der Chemie (quasi Röstaromen), in welchen Lebensmitteln kommt es vor (Tomaten, Sojasauce, Parmesan), wann schmeckt es künstlich? Warum bringt es nichts, Nudeln auf höchster Stufe zu kochen?
Das ebenso amüsante wie faktenreiche Geplauder zieht das Publikum auf die Sitze. Teenager genauso wie Ehepaare im Rentenalter. Nach einer Stunde gibt es Grünkohl-Gnocchi zum Probieren, allgemeines Fazit: Schmeckt lecker!