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Sozialer Kitt: Ehrenamtliche auf dem Land

Sie machen mit Bürgerbussen die Landbevölkerung mobil, helfen Kindern bei den Hausaufgaben, engagieren sich bei der freiwilligen Feuerwehr oder hauchen leerstehenden Ladenlokalen durch Nachbarschaftstreffs neues Leben ein. Ehrenamtliche sind ein wichtiges Bindeglied der Gesellschaft, hob Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bereits bei der Eröffnung des Zukunftsforums Ländliche Entwicklung am Mittwochfrüh hervor, an der auch Wirtschaftsminister Robert Habeck teilnahm.

Auf dem Land gilt das in besonderer Weise, denn viele Aufgaben der Daseinsvorsorge werden von Bürgerinnen und Bürgern übernommen – weitgehend unbezahlt. Das Fachforum „Berechenbar und bezahlbar? Ehrenamt und Engagement in ländlichen Regionen“, organisiert vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) sowie dem Institut Raum & Energie, stellte verschiedene Projekte vor, die im Rahmen der Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ realisiert werden konnten. Dabei geht es laut Dr. Vera Grimm vom Bundesforschungsministerium darum, durch die enge Verzahnung von Praxis und Forschung das Ehrenamt zukunftsfähig zu machen und zu fördern.

Zusammenhalt in schwierigen Zeiten

In einem Impulsvortrag stellte Dr. Stephanie Bock vom Difu die Ausgangslage der Projekte dar. Schwindenden Angebote, verödende Dorfkerne, Abwanderung und eine alternde Bevölkerung in den strukturschwachen Regionen erforderten neue unkonventionelle Lösungen ohne viele Ressourcen. Dr. Michael Kolocek vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung Dortmund berichtete von seinem Projekt „Z3– Zusammenhalt hoch drei“. Dafür untersuchte er Dörfer im rheinischen Braunkohlerevier. Einigen drohte lange die Umsiedlung, andere hatten bereits ihre Heimatorte verlassen und in neuen Orten eine Gemeinschaft neu aufgebaut. Um den Zusammenhalt sei es in diesen Orten trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gut bestellt. Eine wichtige Bedeutung schreibt er einem hauptamtlichen Dorfmanager als Bindeglied zwischen Politik und Ehrenamtlichen. Er löst Konflikte und Verwaltungsaufgaben.

Carl Schlehmeier vom Fachdienst ländliche Entwicklung und Innovation im Kreis Lippe beschäftigte sich mit der Frage, ob sich der Wert von Ehrenamt berechnen lasse. Bei der Analyse stellte er die Leistungen der Ehrenamtlichen in Zeit und Kosten Vergütungsäquivalente von Dienstleisterinnen und Dienstleistern gegenüber und konnte auf diese Weise die regionalwirtschaftlichen Effekte sichtbar machen. Derartige Kennzahlen könne zum Beispiel helfen, um Aufwandsentschädigungen oder Förderungen mit der Politik zu verhandeln.

Beispiele aus Brandenburg

Dr. Nora Rigamonti von der BTA Cottbus beschäftigte sich mit Seniorinnen und Senioren aus der Lausitz. In Teilprojekten wie Erzählsalons oder Pop-up-Stores brachte sie sie mit Studierenden zusammen. So entstand ein dialogischer Forschungsprozess und eine Normalisierung von Citizen Science, einem Forschungsansatz, der die Erfahrungen von Laien stärker berücksichtigte. Ermutigende Beispiele aus Angermünde brachte abschließend Bürgermeister Frederik Bewer mit. Schon mehrfach konnte die Stadt leerstehende Immobilien für bürgerschaftliche Initiativen zur Verfügung stellen. Das „Haus mit Zukunft“ zum Beispiel hat sich als Bürgertreff etabliert. Mit dem Angerwerk ist ein Zentrum für Gründungen und Transformation entstanden.

Eine Frau spricht am Podium

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