Seiteninhalt

Zur Übersicht

„Nennen Sie konkrete Maßnahmen!“

Simone Weyand und ihre Klasse haben es trotz Bahnstreik noch pünktlich zum ErlebnisBauernhof geschafft. „Das war nur möglich, weil wir die besten Eltern der Welt haben“, sagt sie. Ihre fünfte Klasse ist aus Strausberg östlich von Berlin zum Messegelände angereist – mit einem eigenen Bus, den die Eltern in einer Hauruckaktion noch schnell privat organisiert haben. „Wir haben auch die beste Lehrerin der Welt“, sagt Julia Weber, deren Sohn in Weyands Klasse geht, „weil sie es den Kindern ermöglicht, dass sie hierherkommen können.“

Viel zu erklären

Gut 300 Kinder von der vierten bis zur siebten Klasse aus Berlin und dem Brandenburger Speckgürtel sind an diesem Morgen zur Schülerpressekonferenz der Grünen Woche eingeladen. Der Verein i.m.a – Information Medien Agrar organisiert das Event seit mehr als 15 Jahren. „Unser Ziel ist, dass die Kinder sich mit Landwirtschaft und Ernährung beschäftigen und vielleicht auch mal einen Bauernhof besuchen“, erklärt Pressesprecher Bernd Schwintowski. „Landwirtschaft findet nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft statt, das gilt oft sogar auf dem Land, wo die Bauernhöfe inzwischen am Rande der Ortschaften liegen.“ Deshalb müsse die Agrarbranche sehr viel Öffentlichkeitsarbeit betreiben und ihre Themen und Arbeitsweisen erklären.

Für die Klassen ist der Besuch der Grünen Woche kostenlos, wenn sie an der einstündigen Schülerpressekonferenz teilnehmen. Die i.m.a schreibt alle Berliner Grund- und Oberschulen und die im direkten Umfeld in Brandenburg an. Die Plätze sind begrenzt. Wer sich als erstes anmeldet, ist dabei.

Große Augen auf dem Weg durch die Hallen

So auch die fünfte Klasse von Fabian Kraft, die sich am Rand der Sitzfläche vor der Bühne versammelt hat, mit Kakao, Vanillemilch und Laugenbrezeln, die es ebenfalls kostenlos für die Kinder gibt. Marwa, 11, darf später eine Frage stellen. „Unsere Nawi-Lehrerin hat mit uns im Unterricht über Landwirtschaft gesprochen“, erzählt sie. „Aber bei den Fragen hat sie uns gar nicht geholfen. Die mussten wir uns selbst überlegen, weil ihre zu kompliziert wären, hat sie gesagt.“ Auch wer die Fragen vortragen soll, hat die Klasse selbst entschieden: Marwa, Abraham und Emiry.

Das Thema der Fragestunde in diesem Jahr lautet: „Wie beeinflusst das Klima die Landwirtschaft?“ Zwei Doppelstunden habe sie dafür freigeräumt, um die Kinder auf den Besuch vorzubereiten, sagt Nicole Krahn, Naturwissenschaftslehrerin an der Lynar-Grundschule Spandau. „Wir sind ja keine Schule auf dem Land, es war schon wichtig, dass wir uns einmal mit dem Thema befassen.“ Für die Schülerinnen und Schüler sei die Grüne Woche völliges Neuland, ergänzt Klassenlehrer Kraft. „Wir sind eine Brennpunktschule. Schon als wir vom Nordeingang hierhergelaufen sind, haben sie große Augen gemacht. Allein, dass sie mal landwirtschaftliche Nutztiere sehen, ist neu.“

Kluge Fragen, komplizierte Antworten

Dann geht es los mit den Fragen. Vier Landwirtinnen und Landwirte stehen auf der Bühne sowie eine Wissenschaftlerin des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Wie lange, schätzen Sie, wird es dauern, wenn wir nicht wirklich was gegen Klimawandel unternehmen, bis es zu einer Katastrophe kommt?“ –„Wow!“, sagt Klimaforscherin Dr. Claudia Hunecke. „Da sind wir ja gleich drin in den ganz großen Fragen.“ Dann dröselt sie erst mal das Wort Katastrophe auf, erklärt, wie schwierig es ist, in die Zukunft zu gucken, und sagt, dass es ohne Gegensteuern nach aktuellem Wissen ab 2050, 2070, spätestens 2100 „nicht mehr so schön“ sein werde.

Andere Fragen: Wie ist das mit den pupsenden Kühen – könnte man die nicht durch Ziegen ersetzen? Was passiert mit den alten Maschinen in der Landwirtschaft – wenn es modernere gibt, will die alten doch niemand mehr?

Dann ist Marwa dran: „Was können Landwirte tun, um das Klima zu schützen?“ Und Abraham schiebt streng hinterher: „Nennen Sie konkrete Maßnahmen!“ Alle Erwachsenen ringsum lachen. Die Landwirtinnen und Landwirte reden von „Zwischenfrüchten im Winter“, Rindern auf Moorstandorten und Maschinen, die es möglich machen, dass weniger Dünger auf dem Feld gebraucht wird. Komplizierte Antworten für elfjährige Jungs und Mädchen, aber das Thema ist nun einmal komplex. Nach einer Stunde wirbeln die Kinder los in die Hallen. Lernen werden sie heute auf jeden Fall etwas.

Am Donnerstag findet mit den Klassen 8 bis 13 ein Schülerpressegespräch statt. Thema: „Wasser – die neue Währung der Landwirtschaft“ von 10 bis 11 Uhr, in der Brandenburg-Halle 21a.

Mehr Informationen zur Schülerpressekonferenz: ima-agrar.de

Ein Mädchen schaut auf die Bühne.

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Wir halten Sie mit allen Neuigkeiten zur Grünen Woche auf dem Laufenden.