Dialekt & Delikates aus Sachsen
Kristina vom Dorf und Marisa Endrejat begeistern Menschen auf ganz unterschiedliche Weise für ihre Region.
Was ist eigentlich ein Kließlheber? Die Messegäste in der Sachsenhalle schauen sich ratlos an. Ein Kloßheber? Eine Schaumkelle? Der junge Mann aus dem Erzgebirge, den eben noch erklären konnte, was „rumhutzen“ bedeutet, nämlich gemütlich beisammensitzen, zuckt ebenfalls mit den Schultern. „Ihr sucht im falschen Raum. Der Kießlheber gehört nicht in die Küche, sondern ins Schlafzimmer. Das ist ein Büstenhalter“, erklärt Kristina vom Dorf. Das Publikum lacht.
Die Autorin, Bloggerin und Moderatorin, die eigentlich Kristina Zorniger heißt, unterhält die Messegäste auf der Sachsenbühne mit einer Lektion in Dialekt. Immer wieder hält sie bunte, mit Filzstift beschriebene Plakate hoch, auf denen Wörter stehen wie „Schnudentunker“, „Schmäre“, „Muzel“, „Ufentopp“ oder „Einbrenne“, um sie den „uhiessch“, den nicht aus Sachsen stammenden Menschen, zu erklären.
Mut zum Dialekt
Kristina vom Dorf, die in Langenreinsdorf im Landkreis Zwickau aufgewachsen ist, sieht sich als Kämpferin für den Dialekt. In ihrem Buch „Made in Sachsen. Meine sächsischen Wurzeln, meine Landsleute und ich“ thematisiert sie Vorurteile und macht Mut zum Dialekt. „Es gibt kaum junge Sachsen, die mit ihrem Dialekt rausgehen. Die Bayern haben da einen ganz anderen Stolz“, sagt sie. Mit ihrem Instagram-Account sachsen_muddi, auf dem sie in lustigen Reels Dialoge in hochdeutsch und sächsisch gegenüberstellt, hat sie einen Nerv getroffen. Der Account, der eigentlich nur für die Recherche zu ihrem Buch gedacht war, hatte innerhalb von zwei Monaten 60.000 Follower, auch auf TikTok werden die Videos mittlerweile hunderttausendfach geklickt.
Fermentiert & nachhaltig
Marisa Endrejat lebt ihren Regionalstolz auf andere Weise. Gemeinsam mit ihrem Partner Felix Lehmann gründete sie 2019 Elb-Ferment (Halle 21/235), eine nachhaltige Manufaktur, die sich auf fermentierte Lebensmittel wie Kombucha, Kefir und Kimchi spezialisiert und dabei Upcycling, Less-Waste, Regionalität und Bio in alle Unternehmensbereiche integriert. Der Hanf kommt aus der Müritz, der Zucker von der Bioland Rübenzucker Genossenschaft, der Knoblauch aus Bautzen und die Milch von Vorwerk Podemos aus Dresden. Die Webseite läuft Co2-neutral. „Wir wollten ein cooles Produkt, das die Kundinnen und Kunden nicht hinters Licht führt“, sagt Marisa.
Sie gießt einen Hanf-Kombucha ein. Das Getränk prickelt auf der Zunge. Es schmeckt nicht so übersäuert wie gängige im Supermarkt erhältliche Kombucha, eher süß. „Das steuert man über den Zucker. Zu viel Zucker führt zu einem zu hohen Säuregehalt“, erklärt Marisa Endrejat. Mit viel Begeisterung für Mikrobiologie experimentiert sie am perfekten Geschmack und ist auch im Dresdner Ernährungsrat aktiv. Marisa brennt für ihre Arbeit, das spürt man und das färbt ab. Ihr Sohn, der vier Jahre alte Bruno, möchte auch ins Unternehmen einsteigen. „Er liebt Kimchi und ist jeden Tag beleidigt, wenn er in den Kindergarten muss. Dabei möchte er viel lieber die Kombucha Maschine bedienen“, sagt Marisa.
